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26. März 2009 19:30 Uhr 📅 📤
Fachbereich III
DER RÖMISCHE STÜTZPUNKT BEI HEDEMÜNDEN AN DER WERRA UND SEINE NEU ENTDECKTEN AUßENLAGER
Referent: Dr. Klaus Grote, Kreisarchäologe, Göttingen
Festsaal Rathaus Schwarzenbek, Ritter-Wulf-Platz 1🗺️
Der 2003 entdeckte römische Stützpunkt im Werratal bei Hedemünden (Ldkr. Göttingen), das bislang einzige Römerlager in Niedersachsen, gilt als die am weitesten nach Osten vorgeschobene Anlage aus den Germanienfeldzügen unter Kaiser Augustus. Über Münzfunde ist die Datierung in die Jahre zwischen 11 und 8 v. Chr. gesichert. Demnach ist der historische Zusammenhang mit den Feldzügen unter Nero Claudius Drusus (maior), einem Stiefsohn des Kaisers, gesichert. Aber auch in den späteren Jahren der römischen Okkupation, bis zur katastrophalen Schlacht im Teutoburger Wald (der sog. Varusschlacht) im Jahr 9 n. Chr., dürfte Hedemünden eine wichtige strategische Rolle eingenommen haben.
So steht auch Hedemünden 2009 für die 2000-Jahre-Gedenkfeiern dieser Schlacht im erhöhten öffentlichen Interesse. Nach intensiven Geländeforschungen hat sich über weitere Entdeckungen, Grabungen und viele Neufunde das Bild eines mehrteiligen, komplexen Stützpunktes ergeben. Der Vortrag beschreibt den aktuellen Forschungsstand zur Struktur der Innenbebauung und zu den überraschend vielseitigen und gut erhaltenen Funden. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Forschungen zu den römischen Wegen und daran aufgereihten Außenposten. Hier zeigt sich das ganze Potenzial zukünftiger Erkenntnisse. Die Waldgebiete um Hedemünden haben beispielsweise die Wegetrassen Richtung Südwesten (Nordhessen, von Mainz kommend) und Richtung Nordosten (Leinetal, Richtung Harz und Elbe) mit zahlreichen militärischen Fundstücken konserviert. Zu erwähnen ist besonders ein komplett erhaltener Legionärsdolch. Von den Posten an diesen Wegstrecken ist der sog. Kring, ein Ringwall im Kaufunger Wald, sogar als weiteres Kleinlager zu bezeichnen. Auch hier fanden sich herausragende Funde, unter denen eine große eiserne Fessel für Gefangene bemerkenswert ist. Vom Stützpunkt Hedemünden ausgehend können nun fundierte Überlegungen zum Verlauf der augusteischen Feldzüge ins Innere Germaniens angestellt werden. Sie betreffen auch die Suche nach weiteren Vorratslagern im Netzwerk der Logistik, besonders an den Schifffahrts- und Überlandwegen. Gleiches gilt für die Suche nach den eher kurzzeitigen Marschlagern der vorrückenden Armeen. Der Vortrag beleuchtet auch dieses - momentan spekulative - Feld und die ersten Ergebnisse.
(in Zusammenarbeit mit dem Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg, Bezirksgruppe Schwarzenbek)